Beckenbodentraining gegen Verstopfung
Kein Mensch, der nicht schon einmal mehr oder weniger stark unter einer Darmverstopfung gelitten hätte. Halten die Symptome an, muss gehandelt werden. Um die Peristaltik des Darms positiv zu stimulieren, könnte die klassische Beckenbodengymnastik helfen.
Was hat der Beckenboden mit Verstopfungen zu tun?
Der Beckenboden hat bezüglich der Darmgesundheit zwei Aufgaben. Einerseits „sitzt“ der Darm quasi auf dem Muskelgeflecht auf und ist mit ihm mittels Nerven und Muskeln verbunden.
Andererseits umschlingt der Beckenboden den Darmausgang und steuert die sensiblen Muskelzellen des Afters. Kommt es hier zu Störungen, können Verstopfungen die Folge sein.
Diese Störungen sind denkbar:
- Ein schlaffer Beckenboden könnte dazu beitragen, dass die Darmschlingen in den Aussackungen des Halteapparates unnatürlich stark gequetscht werden.
- Ein verkrampfter Beckenboden wiederum könnte die Reizübertragung von Nerven und Muskeln blockieren und so die Peristaltik vermindern.
- Eine Fehlregulation im Analbereich könnte den Stuhlgang erschweren.
Wieso könnte ein Beckenbodentraining gegen Obstipationen helfen?
Durch das Beckenbodentraining lernt der Patient die eigene Anatomie sowie das Zusammenspiel zwischen Darm und Darmausgang besser kennen. Bereits während des Praktizierens erhöht sich die Durchblutung, was positiv auf den Verdauungstrakt wirken könnte.
Der Betroffene lernt zudem, seinen Beckenboden willentlich zu entspannen oder zu straffen. Das unterstützt die natürlichen Darmbewegungen.
Je leistungsfähiger die Beckenbodenmuskulatur ist, desto eher kann sie Darm und Darmausgang stützen und halten.
Wann könnte das Beckenbodentraining helfen?
- Bei einer funktionellen Verstopfung.
- Wenn Transportstörungen des Darms vorliegen (Slow-Transit-Obstipation).
- Bei Stuhlentleerungsstörungen wie dem obstruktiven Defäkationssyndrom oder einer Outlet-Obstruction.
- Wenn die Verstopfung auf eine falsche Toilettenroutine zurückgeht (zu starkes Pressen, angespannte Körperhaltung).
- Bei einer Darmträgheit, die durch Anismus ausgelöst oder gefördert wird.
- Wenn die Verstopfung durch einen erhöhten Innenbauchdruck angefacht wird (etwa in der Schwangerschaft).
Wie schnell zeigt das Training Erfolg?
Es ist nicht ausgeschlossen, dass bereits während des Übens die Aktivität von Dünn- oder Dickdarm spontan ansteigt. Dann kommt es meist kurzzeitig nach dem Training zu einer raschen Darmentleerung.
Gehen die Verstopfungen allerdings auf eine falsche Toilettenroutine oder umfangreichere Störungen im Beckenboden zurück, ist Geduld gefragt. Ärzte rechnen dann mit einer Trainingszeit von mindestens drei Monaten.
Diese Zeitspanne ist notwendig, um die Gesundheit der einzelnen Muskeln, Bänder und Sehnen sukzessive zu fördern.
Lässt sich die Beckenbodengymnastik optimieren?
Patienten, die ihre Sensorik schulen möchten, könnten spezielle Hilfsmittel miteinbeziehen. Denkbar wäre der Einsatz einer Analsonde oder eines Analdehners während der Gymnastik.
Ebenso ist es möglich, den Erfolg des Trainings mittels Biofeedback zu überwachen. Ein Magen-Darm-Spezialist, Proktologe oder speziell ausgebildeter Physiotherapeut kann hier Empfehlungen aussprechen.
Wann wird das Beckenbodentraining gegen Verstopfung eher nicht helfen können?
- Bei einer angeborenen Darm-Enge oder Verwachsungen.
- Wenn Tumore den Durchfluss behindern.
- Bei einer chronischen Verstopfung, die durch den langfristigen Gebrauch von Abführmitteln verursacht wurde.
- Wenn andere Erkrankungen ursächlich sind (Diabetes mellitus, Depressionen, eine Schilddrüsenerkrankung).
- Bei einem akuten Darmverschluss.
Um solchen zukünftigen Verstopfungen vorzubeugen, ist meist ein begleitendes Beckenbodentraining sinnvoll.