Reizblase – Ursachen, Symptome & Behandlung bei überaktiver Blase
Definition – Was ist eine Reizblase?
Viele Menschen kennen das Problem: Ständig drückt die Blase, obwohl sich nur wenig Urin darin angesammelt hat. Manchmal ist der Druck dermaßen groß, dass einige Tropfen nicht mehr zu halten sind – es kommt zum peinlichen Harnverlust.
Wer dann einen Arzt aufsucht, für den beginnt die langwierige Suche nach der Ursache der Erkrankung. Wird diese nicht gefunden, sprechen Ärzte von einer Reizblase, auch überaktive Blase genannt.
Symptome
Üblich ist bei Betroffenen eine Frequenz von mindestens 10 bis 15 Toilettenbesuchen pro Tag. Dabei wird nur wenig Urin ausgeschieden. Die Miktion kann schmerzfrei, aber auch unter temporären Schmerzen erfolgen.
Oft geht die Reizblase mit einer Harninkontinenz einher. Dann drückt bei Betroffenen ständig die Blase und sie verlieren etwas Harn. Das Krankheitsbild korrespondiert mit den Symptomen der Dranginkontinenz.
Ursachen
Das Problem tritt auffallend umfangreich auf. Tendenziell sind mehr Frauen als Männer betroffen und mit den Lebensjahren steigt das Risiko, an dieser Störung zu erkranken. Das Besondere: es gibt keine klare, eindeutige Ursache.
Vielmehr geht man von mehreren sich koppelnden Anzeichen oder einem psychosomatischen Hintergrund aus.
Prägnant ist, dass die überaktive Blase vor allem bei Stress, Nervosität und einigen Angststörungen auftritt – so ähnliche wie bei der Stressinkontinenz. Auch ein Zusammenhang zwischen einer vergangenen Entzündung der Harnblase, der Periode oder einer Schwangerschaft ist zu beobachten.
Folgende Ursachen könnten beteiligt sein:
- Steigendes Alter
- Hormonelle Veränderungen / Östrogenmangel bei Frauen
- Blasenentzündung (Zystitis)
- Gebärmuttersenkung (Uterusprolaps)
- Scheidensenkung (Vaginalprolaps)
- Blasensenkung (Zystozele)
- Vergrößerung der Prostata (Prostatahyperplasie, BPH)
- Übergewicht
- Geburten
- Traumata nach Unterleibsoperationen
- Diabetes mellitus
- Parkinson
- Multipler Sklerose
- Schlaganfall
- Blasensteine
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Tumore
- Nikotinkonsum
- Alkohol- und Kaffee-Konsum
- Kälte
- Fehltraining der Blase
Diagnose und Untersuchung
Um eine Reizblase sicher feststellen zu können, müssen organische Krankheiten ausgeschlossen werden. Nach der eingängigen Befragung des Betroffenen erfolgen mehrere urogynäkologische Untersuchungen.
Dazu können gehören:
- Urinstatus
- Restharnbestimmung
- Uroflowmetrie (Harnflussmessung)
- Urethrometrie (Struktur von Harnröhre und Durchflussmessung)
- Zystometrie (Druckmessung der Blase)
- Beckenboden-Elektromyographie
- Ultraschall des urogynäkologischen Bereichs
Beweggrund dieser aufwendigen medizinischen Checks ist, dass insbesondere das Zusammenspiel zwischen Blasenmuskulatur und der Blasenfunktion überprüft werden soll.
Findet sich bei all diesen Untersuchungen KEINE klare Ursache und tritt die Blasenschwäche weiterhin auf, diagnostiziert der Arzt eine Reizblase.
Übrigens: Wer sich fragt, zu welchem Arzt er gehen soll, könnte zunächst bei seinem Hausarzt vorstellig werden. Zudem helfen Gynäkologen oder Urologen weiter. Große Kliniken verfügen ferner oft über ein spezielles Kontinenz-Zentrum.
Behandlung und Therapie – Was hilft bei Reizblase?
Weil sich eine Reizblase im Verlauf der Krankheit nämlich chronisch entwickeln kann, kommt nach einiger Zeit oft noch eine Inkontinenz hinzu. Je früher sich ein Patient helfen lässt, desto besser stehen die Heilungschancen. Es gibt viele Möglichkeiten, die überaktive Blase zu beruhigen.
Beckenbodentraining
Ob Frauen, Männer oder Kinder – viele Patienten bekommen ihre Reizblase mit einem gezielten Beckenbodentraining in den Griff. Dabei werden gymnastische Übungen gemacht, welche die Bänder, Sehnen und Muskeln im Beckenboden straffen. Erste Erfolge können sich bereits nach wenigen Wochen zeigen.
Reizstromtherapie
Mittels aufgeklebter Elektroden wirkt ein leichter Stromimpuls auf den Unterleib. Nieren, Harnblase, Harnwege und Blasenmuskel werden stark durchblutet. Die Behandlung ist schmerzfrei.
Blasentraining
Dabei lernt der Betroffene, wie er wieder positiven Einfluss auf seinen Harntrakt nehmen kann. Ihm wird eine neue Wahrnehmung für die Blasenkapazität vermittelt. Die Maßnahme wird auch Toilettentraining oder Kontinenz-Training genannt.
Verhaltenstherapie
Gerade Kinder oder ältere Menschen sprechen gut auf eine Verhaltenstherapie an. Ziel der Maßnahme ist es, mittels einer Verhaltensänderung die Kontinenz zu fördern. Eingeübt werden „normale“ Toilettengänge. Zudem wird die Resilienz gestärkt.
Autogenes Training
Oft trägt ein zu temperamentvoller Blasenmuskel die Schuld an der Reizblase. Um die überaktive Blase bzw. den Detrusormuskel zu beruhigen, wird mittels Autosuggestion das vegetative Nervensystem beruhigt.
Akupunktur
Die Behandlung spezifischer Akupunkturpunkte könnte ebenfalls hilfreich sein. Dabei geht die TCM bei der Reizblase davon aus, dass ein negatives Zusammenspiel zwischen Stress, Kälte, Anspannung und hormonellen Veränderungen vorliegt. Dieses soll mittels der ganzheitlichen Therapie korrigiert werden können.
Homöopathie
Wer homöopathische Hilfe sucht, muss den Auslöser der Erkrankung finden. Ferner wird unterschieden, ob neben der Reizblase noch eine Harninkontinenz vorliegt.
Je nach Beschwerdebild können dann verschiedenartige Globuli eingesetzt werden, die entweder stärkend, entlastend, adstringierend, reinigend oder entkrampfend auf die überaktive Blase wirken sollen.
Medikamentöse Therapie
Wird neben der Reizblase auch eine Inkontinenz festgestellt, können Medikamente recht schnell weiterhelfen. Üblich ist eine Behandlung mit einem krampflösenden Spasmolytikum, beispielsweise Spasmex.
Der Wirkstoff wirkt gegen Harninkontinenz und übermäßig häufigen Harndrang eingesetzt, weil er das vegetative Nervensystem beeinfluss.
Anticholinergika (Antimuskarinika) können ebenfalls verschrieben werden. Sie entspannen den Detrusor, also den überaktiven Blasenmuskel. Möglich ist in manchen Fällen auch eine Behandlung mit Alpha- und Beta-Adrenergika oder gar mit Antidepressiva.
Botox
Tritt die überaktive Blase alleine auf, also ohne Harninkontinenz, kann auch über eine Therapie mit Botox nachgedacht werden. Dabei sorgt das Nervengift für eine partielle Lähmung des Musculus detrusor vesicae.
Hausmittel – natürliche Hilfsmittel
Gerade zu Beginn der Erkrankung möchten viele Betroffene eine Linderung durch nebenwirkungsarme Hausmittel erreichen. Die meisten Mittel zielen deshalb zunächst auf eine Stärkung des Areals hin.
Ist die Harnblase gesund und widerstandsfähig, dürfte sich dies auch positiv auf den übermäßigen Harnimpuls auswirken. Beliebt sind folgende Mittel:
Grüner Tee
Der Tee soll dank Flavonoide (Catechine) und Tannine positiv auf die Schleimhäute wirken können. Langfristig soll sich das Milieu der Blase dadurch verbessern.
Goldrutenkraut
Das pflanzliche Arzneimittel soll einen harntreibenden und entzündungshemmenden Effekt verbreiten. Während einerseits die Harnbildung angeregt wird, soll das Mittel gleichzeitig die Frequenz des Wasserlassens minimieren können.
Kürbiskerne
Gerade beim Mann könnte die Gabe von Kürbiskernen zweckmäßig sein. Das traditionelle pflanzliche Arzneimittel soll Harnentleerungsstörungen vorbeugen und gleichzeitig positiv auf die Gesundheit der Prostata wirken können. Verantwortlich dafür macht man die enthaltenen Pflanzenhormone (Phytosterole).
Cranberrys
Ob als Saft, Extrakt oder pur genossen – die pflanzlichen Wirkstoffe könnten Harnwegserkrankungen vorbeugen und sollen insgesamt das Mikroklima der Blasenumgebung verbessern können. Ob damit auch einer überaktiven Blase abgewehrt werden kann, ist nicht sicher.
Natron
Das Mineral soll für einen basischen Urin sorgen können. Einen positiven Effekt auf die Miktionsfrequenz konnte nicht festgestellt werden.
Schüssler Salze
Auch Bachblüten und auserwählte Schüssler Salze können bei ganz leichten Beschwerden in der Selbstmedikation ausprobiert werden. Hier sollte man sich von einem guten Naturheilkundler beraten lassen.