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Dranginkontinenz – Ursachen, Symptome & Behandlung bei Harndrang

 

Experte Anastasia Romanova

Anastasia Romanova | Experte für Intimfitness


 

 

Definition – Was ist eine Dranginkontinenz?

Wurde gerade erst die Toilette aufgesucht und fühlt sich die Blase nach kurzer Zeit schon wieder äußerst voll an, dann spricht man umgangssprachlich von einer überaktiven Blase.

Der Betroffene verspürt einen enormen Drang danach, abermals zu urinieren, obwohl sich die Harnblase noch in der Füllungsphase befindet. Dabei kommt es in vielen Fällen zum ungewollten Urinverlust – der Patient leidet an einer Dranginkontinenz.

 

Urologen bezeichnen das Problem auch als Urgeinkontinenz.

 

Symptome – Wie äußert sich eine Urgeinkontinenz?

Die Urge Inkontinenz tritt bei verhältnismäßig vielen Menschen auf. Verstärkt wird der imperative Harndrang durch Stress. Das Symptom zeigt sich durch ein äußerst starkes Druckgefühl im Beckenboden, welches nicht hinausgezögert werden kann.

 

Es folgt die unbeabsichtigte Abgabe kleiner Urinmengen.

 

Manche Patienten leiden nur zu spezifischen Anlässen unter der Harndranginkontinenz, bei anderen zeigt sich auch starker nächtlicher Harndrang (Nykturie). Abzugrenzen ist die Dranginkontinenz übrigens von der Belastungsinkontinenz.

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Ursachen – Wie entsteht eine Dranginkontinenz?

Es gibt körpereigene Motive sowie auch fremde Auslöser. Deshalb unterscheidet man bei der Dranginkontinenz mehrere Formen und Hintergründe:

 

Motorische Dranginkontinenz

Diese Form von Harninkontinenz tritt insbesondere bei Patienten auf, die unter einer vorgelagerten neurologischen Erkrankung leiden. Zu den Auslösern zählen Alzheimer, Diabetes, Morbus Parkinson, Polyneuropathien oder (selten) ein Hirntumor.

Liegt eine dieser Vorerkrankungen vor, zeigt sich häufig eine Störung der Blasensteuerung. Dabei kontrahiert der Blasenmuskel (Musculus detrusor vesicae) übermäßig stark, weil die muskuläre Entspannung nicht mehr gegeben ist.

 

Selbst kleinste Urinmengen suggerieren der Muskulatur eine enorme Befüllung. Ärzte sprechen von der Instabilität des Blasenmuskels (Detrusor).

 

Sensorische Dranginkontinenz

Hierbei entsteht das übermäßige Völlegefühl durch eine falsche Empfindung innerhalb der Blasenwand. Sie nimmt einen Impuls wahr, den es nicht gibt. Das Nervensystem gibt den falschen Reiz an das Gehirn weiter, wo die sensorische Fehlsteuerung nicht erkannt wird.

 

Organische Ursachen

Die Reizblase kann auch durch einen Blasentumor, Blasensteine oder eine Infektion der Blase ausgelöst werden. Dann kommen meist noch weitere Symptome und Schmerzen hinzu. Auch eine zu kleine Blase (angeboren) kann zur Harndranginkontinenz führen.

 

Nebenwirkungen verschiedener Medikamente

Eine überaktive Blase kann jedoch auch durch Medikamente entfacht werden. Mehrere Arzneistoffgruppen könnten Auslöser der Urgeinkontinenz sein:

  • Cholinergika: Wirken auf den Parasympathikus und werden auch gegen andere Formen von Miktionsstörungen verschrieben.
  • Cholinesterase-Hemmer: Werden gegen Alzheimer verordnet.
  • Betablocker: Kommen gegen Bluthochdruck und koronare Herzerkrankungen zum Einsatz.
  • Digitalis-Präparate: Die Wirkstoffe senken die Herzfrequenz und werden bei Vorhofflimmern eingesetzt.
  • Prostaglandin E1 und E2: Die Gewebehormone werden gegen Schmerzen, in der Augenheilkunde oder bei Durchblutungsbeschwerden verschrieben.

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Diagnose der Urgeinkontinenz

Ob Urologe, Gynäkologe oder Allgemeinmediziner – zunächst einmal erfolgt eine eingängige Befragung des Patienten. Auch die körperliche Untersuchung ist notwendig (Abtasten).

Danach geben apparative Methoden Aufschluss über den Zustand von Beckenboden und Blase (mittels Ultraschallgerät oder Röntgenuntersuchung). Harn- und Blutuntersuchungen sind obligatorisch.

Die meisten Patienten sollen anschließend zuhause ein sogenanntes Miktionsprotokoll zu führen. Die mehrtägige Aufzeichnung ist bei vielen Arten der Harndranginkontinenz sinnvoll. Das Protokoll gibt Aufschluss über die Frequenz und die zeitlichen Zusammenhänge der Dranginkontinenz.

Im folgenden Termin wird das Protokoll ausgewertet. Danach entscheidet sich, ob eine weitere bildgebende Diagnostik nötig ist. Übliche Diagnoseverfahren:

  • Uroflowmetrie: Mittels der Harnflussmessung kann die Harnmenge während der Miktion ermittelt werden.
  • Urodynamik: Ein in die Blase eingeschobener Katheter nimmt die Druckmessung der Blase vor.
  • Urethrozystographie: Diese Untersuchung ermöglicht die bildliche Darstellung der sich füllenden Harnblase und Harnröhre.
  • Miktionsurethrogramm: Dazu wird die Blase mit einem Kontrastmittel gefüllt. Der Miktionsvorgang wird bildlich dargestellt.

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Therapie & Behandlung gegen Dranginkontinenz – was hilft wirklich?

Können krankhafte Ursachen wie Entzündungen oder Tumore ausgeschlossen werden, stützt sich die Therapie zunächst auf nicht-operative Maßnahmen.

 

Blasentraining

Bewährt hat sich das Blasentraining, auch Inkontinenztraining genannt. Damit soll der Patient wieder lernen, die Kontrolle über den häufigen Harndrang und Harnabgang zu erlangen. Es ist insbesondere für Kinder, Senioren und Menschen mit Demenz relevant.

 

Ziel ist es, das Blasenvolumen wieder richtig einschätzen zu können. Die Therapie ist eng verwandt mit dem Toilettentraining.

 

Gute Erfolge erzielen betroffene Männer, Frauen und Kinder auch durch das Beckenbodentraining. Dazu werden einzelne Muskelgruppen im Beckenbereich durch Anspannung und Entspannung aufeinander abgestimmt.

Intention des Trainings ist es, dem Betroffenen ein neues Körpergefühl zu vermitteln. Auch wird der gesamte netzartige Halteapparat mittels Beckenbodentraining signifikant gestärkt. Sinnvoll kann in diesem Zusammenhang übrigens auch die Elektrostimulation sein.

 

Medikamentöse Therapie

Auch eine medikamentöse Therapie ist möglich. Verschrieben werden überwiegend sogenannte „Anticholinergika“ oder auch „Antimuskarinika“. Diese Wirkstoffe reduzieren den Druck, indem die Blasenmuskulatur gedämpft wird.

Manche Präparate erhöhen daneben das Blasenvolumen. Zur Arzneimittelgruppe gehören mehrere Wirkstoffe. Bekannt ist Oxybutynin, Trospiumchlorid, Tolterodin, Darifenacin, Propiverinhydrochlorid, Solifenacin und Fesoterodin.

Weil die meisten Wirkstoffe unterschiedliche Nebenwirkungen mitbringen, muss der Arzt entscheiden, welche Substanz für den Patienten sinnvoll ist.

Übrigens: Auch Spasmolytika oder Antidepressiva können helfen, indem sie spannungslösend auf den Sympathikus bzw. Parasympathikus wirken.

 

Botox-Therapie

Ein neuer Behandlungsansatz ist die Botox-Therapie. Mit dem Nervengift wird das kräftige Muskelsystem im Blaseninneren behandelt. Der sogenannte „Detrusor“ umspannt die Harnblase wie ein Netz und löst bei der Dranginkontinenz ständig falsche Impulse aus.

Er wird mit Botox gelähmt. Dazu wird das Botulinumtoxin großflächig in den Detrusor injiziert (etwa 30 Einstiche). Die Substanz lähmt die einzelnen Bereiche, der Muskel beruhigt sich und die Harndranginkontinenz wird schwächer. Nach rund 14 Tagen lässt der ständige Blasendruck ab.

Viele Menschen mit Reizblase suchen nach sanften Behandlungsmethoden. Ob Schüssler Salze, homöopathische Hilfsmittel oder Tees und Kapseln mit Heilkräuter – leider zeigt keine Studie der Selbstmedikation den konkreten Erfolg von Naturheilmitteln.

 

Spezielle Therapiemaßnahmen für Männer

Männer mit einer benignen Prostatahyperplasie (BPH) leiden besonders häufig unter der Dranginkontinenz. Ihnen kann eine Kombination aus Alphablocker und Anticholinergikum besser helfen, als wenn der Muskarin-Rezeptor-Antagonist alleine verschrieben wird.

Schlagen alle vorangegangenen Maßnahmen nicht an, könnte bei Männern mit einer vergrößerten Prostata die sogenannte „Neuromodulation“ in Betracht kommen. Dazu wird ein kleiner Generator implantiert.

 

Das Gerät wird vom Patienten gesteuert und löst nur dann die Miktion aus, wenn dies gewollt ist. Ein vermehrter Harndrang kann damit abgewendet werden.

 

Spezielle Therapiemaßnahmen für Frauen

Bei Frauen tritt die Harndranginkontinenz manchmal im Zusammenhang oder als Spätfolge einer Vaginalentzündung (Kolpitis) auf. In diesem speziellen Fall hat sich die Verabreichung von Östrogenen bewährt. Ein genauer Wirkzusammenhang ist jedoch noch nicht geklärt.

Ebenso könnte eine niedrig dosierte Estrogentherapie bei manchen Frauen mit Urgeinkontinenz sinnvoll sein. Eine solche Behandlung wird in manchen Fällen als Hormonersatztherapie in den Wechseljahren vorgenommen.

 

Die Hormone haben eine stimulierende Wirkung auf den weiblichen Urogenitaltrakt, wobei auch hier der Wirkmechanismus nicht genau geklärt ist.

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