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Enuresis nocturna – Was man gegen nächtliches Bettnässen tun kann

 

Experte Anastasia Romanova

Anastasia Romanova | Experte für Intimfitness


 

 

Was ist Enuresis nocturna?

Immer dann, wenn am Morgen das Bett des Kindes nass ist, kam es in der zurückliegenden Nacht zum unbeabsichtigten Bettnässen (Enuresis oder Enurese genannt). Bei kleinen Kindern ist Einnässen normal, dass sie noch nicht trocken sind.

Im Laufe der Entwicklung jedoch lernen Jungen und Mädchen die Kontrolle über ihre Körperfunktionen und Ausscheidungen zu übernehmen.

Geschieht dies temporär oder generell nicht, bewertet man dies als Enurese.

 

Dabei muss man unterscheiden:

Tritt das Bettnässen nur in der Nacht auf, spricht man von einer Enuresis nocturna. Geschieht das Missgeschick auch am Tage, handelt es sich um eine Enuresis diurna.

Auch die Vorgeschichte spielt eine Rolle. War das Kind zu einem vorangegangenen Zeitpunkt bereits trocken und nässt nach einigen Monaten doch wieder ein, liegt die sekundäre Enuresis vor.

War das Kind bisher noch nie gänzlich trocken und zieht sich die Sauberkeitserziehung lange hin, handelt es sich um eine primäre Enuresis.

 

Ab welchem Alter tritt eine Enuresis nocturna auf?

Jedes Kind entwickelt sich unterschiedlich schnell. Einige sind bereits zwischen dem dritten und vierten Lebensjahr in der Lage, die Blase in der Nacht zu kontrollieren. Viele andere Kinder bemerken den wichtigen Impuls erst mit Vollendung des fünften Lebensjahres.

Viele Eltern hegen bereits im Vorschulalter den stillen Wunsch an das Kind, doch nun endlich das nächtliche Einnässen abzustellen. Behandlungsbedürftig ist das Phänomen jedoch erst, wenn das Kind älter als fünf Jahre alt ist und an mehr als zwei Nächten im Monat noch ins Bett macht.

Übrigens: Auch Teenager und Erwachsene können an der Enuresis nocturna leiden. Dann kommen häufig auch Einschränkungen im Sozialleben hinzu (Scham) und ein großer Handlungsdruck entsteht.

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Gründe und Ursachen von Bettnässen

Ob primäre oder sekundäre Enuresis – in vielen Fällen spielen psychische Auslöser eine ausschlaggebende Rolle. Man geht davon aus, dass Kinder und junge Erwachsene durch das nächtliche Einnässen ein unbewusstes Signal senden.

Es könnten Streitigkeiten, Stress und Druck, Trennungsängste oder eine Überforderung dahinter stecken. In der Nacht entlädt sich die emotionale Spannung körperlich.

Für diese Theorie spricht, dass viele Betroffene durchaus ruhig und entspannt weiterschlafen und das nasse Bett zunächst nicht als unangenehm wahrnehmen.

Nicht zu unterschätzen ist die familiäre Disposition. War ein Elternteil ebenfalls von dem Problem betroffen, tritt es mit bis zu 30 prozentiger Sicherheit auch bei dem eigenen Nachwuchs auf.

Eine weitere Ursache könnte im mangelnden hormonellen Zusammenspiel liegen. Dazu muss man wissen, dass das sogenannte antidiuretische Hormon (ADH, Vasopressin) ab dem vierten Lebensjahr den Wasserhaushalt im Organismus beeinflusst.

Der Botenstoff sorgt dafür, dass in der Nacht weniger Urin gebildet wird. Liegt hier eine Störung bzw. Entwicklungsverzögerung zugrunde, kann es alleine schon deshalb zu einer unbeabsichtigten Harnabgabe in der Nacht kommen.

Auch könnte eine organische Störung in Form einer spät entwickelten Blase dahinterstecken. Hiernach befindet sich die Harnblase in der verzögerten Reifung, womit es dem Kind nicht möglich ist, in der Nacht die Inkontinenz zu bemerken.

Denkbar ist auch, dass die Harnblase noch nicht in der Lage ist, sich ausreichend zu dehnen. Auch könnten die Nieren zu viel Flüssigkeit produzieren (Polyurie), was die Blasenkapazität überstrapaziert.

Abgrenzen muss man das Bettnässen von einer allgemeinen Blasenfunktionsstörung wie der Harninkontinenz, der Dranginkontinenz oder der Giggle Inkontinenz.

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Symptome

  • Feuchte Laken und ein durchnässtes Kind sind eindeutige Erkennungszeichen – es kommt viel zu selten zu trockenen Nächten.
  • Neben dem charakteristischen Einnässen kann ein außergewöhnlich tiefer Schlaf auf eine Enuresis nocturna hindeuten.
  • Auffällig ist auch, dass betroffene Kinder morgens unerwartet müde sind und sich nur schwer wecken lassen.
  • Prägnant ist, dass rund 40 Prozent der Betroffenen zudem unter Verhaltensstörungen wie ADHS, Depressionen oder Ängsten leiden.

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Diagnose

Zunächst nimmt der Arzt einen Harnstatus vor und ordnet eine Ultraschalluntersuchung an. Können organische und neurologische Probleme ausgeschlossen werden, wird ein sogenanntes Miktionstagebuch geführt.

Dazu tragen die Eltern und das Kind alle trockenen und feuchten Nächte spielerisch in einer Art Kalender ein. Bei hartnäckiger Inkontinenz kann es zudem hilfreich sein, die nächtlich abgehende Urinmenge zu ermitteln.

Halten die Probleme an, wäre eine Röntgenuntersuchung oder Blasenspiegelung denkbar. Die seelische Begutachtung geht in der Regel mit den Untersuchungen einher.

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Behandlung

Bei älteren Kindern und Jugendlichen ist der Leidensdruck besonders hoch. Sie dürfen auch mit pharmakologischen Mitteln behandelt werden. Wer Medikamente gegen Enuresis nocturna nutzen möchte, bekommt zumeist das Arzneimittel Desmopressin verschrieben.

Der Wirkstoff imitiert das körpereigene Hormon ADH (Arginin-Vasopressin) und setzt die Harnmenge künstlich herab. Die Behandlung muss über mindestens drei Monate erfolgen. Danach muss der Wirkstoff langsam ausgeschlichen werden.

 

Das Präparat ist auch beliebt, wenn besondere Umstände wie eine Klassenfahrt oder eine Urlaubsreise anstehen.

 

Liegt eine überaktive Blase vor, könnten hingegen Anticholinergika genutzt werden. Zugelassene Präparate sind Oxybutynin, Propiverin und Trospiumchlorid (ab dem 12. Lebensjahr).

 

Was kann man gegen Bettnässen tun?

Bis zum sechsten Lebensjahr sollte man das Kind ermuntern, sich seiner Blase und der bewussten Harnabgabe gewahr zu werden (Urotherapie). Damit ist nicht nur die liebevolle Begleitung beim letzten Toilettengang vor dem Schlafengehen gemeint.

Vielmehr soll durch ein gezieltes Beckenbodentraining die Befehlsgewalt über den Unterleib vermittelt werden. Eine leichte Windel könnte das Kind ebenfalls emotional von dem Erwartungsdruck entlasten.

Mit sieben Jahren sind immerhin noch rund 10 Prozent der Kinder von Enuresis nocturna betroffen. Ihnen könnte eine Problemanalyse helfen, um die negative Psychodynamik abzubauen.

Ferner könnte eine apparative Verhaltenstherapie ausprobiert werden. Dazu trägt das Kind in der Nacht eine sogenannte „Klingelhose“. Die Unterhose verfügt über einen feinen Sensor, welcher sofort reagiert, sobald Flüssigkeit auf das Textil tropft.

Es ertönt ein Wecksignal, der den Toilettengang trainiert. Die Alarmtherapie ist erfolgversprechend, erfordert aber die Mitarbeit des Kindes.

Homöopathische Hilfsmittel wie Bachblüten und Globuli, oder sanfte Ansätze wie Akupunktur, Chirotherapie oder Hypnose gegen das Bettnässen können unter Umständen helfen. Sie werden jedoch nicht von den Krankenkassen übernommen.

 

Wann hört das Bettnässen auf?

Um die lästige Enuresis zu überwinden, muss die gesamte Familie mitanpacken. Leider gibt es keine absolut verlässliche Therapieform. Es lohnt sich, mit den vorangegangenen Ansätzen unter ärztlicher Rücksprache zu experimentieren.

Erwachsene sollten geduldig sein und das Bettnässen nicht als Krankheit sehen. Negative Maßnahmen wie Vorwürfe, abfällige Bemerkungen, Strafen, Flüssigkeitsentzug, barsches Wickeln oder nächtliches Wecken könnten die Symptome noch verstärken.

Kleine Kinder, Schulkinder und Teenager leiden meist still unter dem Einnässen. Sie sollten mit Verständnis und Nachsicht behandelt werden.

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